Stand der Ermittlungen
(Rauschgyft, Mythoz, Style)
Softcover
248 Pages
630 images
Circle Offset 100g/m²
1st - 9th Edt. of 50
2022 / 2024
+++
Video
Found Footage, dérive
68 min
4:3:16:9
DVD+R
Editor & Compiler: Manuel Sékou
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https://instagram.com/i_lost_my_gems
https://ilostmygems.bandcamp.com
Info: "I LOST MY GEMS" – Dresden und seine Fremdzuschreibungen, DLF Kompressor, 2024.
past exhibitions:
Gold+Beton, Cologne (06.07. – 04.08.2024)
26.01. – 24.02.2024 @Galerie Stephanie Kelly, Dresden ("Mixed Feelings" w/ Christian Holze)
23.06. - 23.07.2023 @delphi space, Freiburg
22.09. - 14.10.2023 @Motto, Berlin
(Eine Spurensicherung gemischter Gefühle)
Nachdem im Jahr 2019 zahlreiche Kunstobjekte und Schmuckstücke aus dem Grünen Gewölbe des Dresdner Residenzschlosses entwendet wurden, berichtete die ganze Welt davon. Die Berichte und Beschreibungen des spektakulären Falls, mischten sich schnell mitsuspektem Vokabular, Projektionen und Vorurteilen gegenüber der Stadt Dresden und ihrer Bewohner+innen. Die Diskrepanz zwischen eigenen Erfahrungen und vermittelten Zuschreibungen Dresdens, die sich bishin in einem Allgemeinbild des Ostens zu subsumieren scheinen, bilden den Ausgangspunkt des Projekts "I LOST MY GEMS".
Manuel Sékou – der in Dresden aufgewachsene Künstler hinter dem Projekt – richtet seinen Blick aus der Distanz zurück auf seine Heimat, Kindheit der Nachwendejahre und Jugend in den 2000-10er Jahren, um Dynamiken der deutsch-deutschen Geschichte innerhalb der eigenen Sozialisierung und soziopolitische Verhaltensmuster mit der Frage kollektiver Verunsicherung zu verbinden.
Als biographisch motivierte Recherche-Serie startete I LOST MY GEMS mit dem 2021 produzierten Hörstück "Ein Stich in's Herz" [ILMG001], das um einen zusätzlichen Teil "Bilder ohne Worte" [ILMG003] erweitert wurde. Die Hörstücke verbinden phonetische Eigenheiten und inhaltlich-metaphorische Sprünge der sächsischen Sprachkultur.
Im Mittelpunkt des Projekts steht die Publikation "Stand der Ermittlungen" (Rauschgyft, Mythoz, Style) [ILMG002], welche sich in Form mehrdimensionaler Verknüpfung von Bild und Text auf 248 Seiten dem Mythos Dresdens essayistisch annähert und dabei Themen von Erinnerung, Ost-West Konflikten, Jugend, Klasse, (Nachwende-)Generation [Y], Alltagsabsurditäten und Musikkultur fragmentiert.
Während das Verhältnis zum Raum Ostdeutschlands zwar maßgeblich durch persönliche Erfahrungen motiviert ist, verfolgt die Publikation jedoch das Ziel, Perspektiven des Erfahrungshaushalts der Generationen, die ein Dresden in den 2000er Jahren zwischen Popkultur und politischen Zerwürfnissen erleben, zu vermitteln.
Parallel zu den Ermittlungen der Soko Epaulette entsteht hier eine Suche nach den Schätzen der Erinnerung bzw. Spurensicherung verborgener Symptome der Vergangenheit in der Gegenwart, um so den X-Faktor Dresdens, der sich jenseits des medial vermittelten Bildes der Stadt und ihrem Umfeld verbirgt, über den Modus der visuellen Sprache zu entschlüsseln.
Als Almanach der Subjektivität wird hier das Aufwachsen im Geflecht von Symptomen eines gescheiterten Systems zum gruppendynamischen Ghostbusting, das seine Symptome bis in die Gegenwart sedimentiert. Die Komplexität der miteinander verwobenen Themenbereiche wird dabei in einer Form der visuellen Sprache transformiert, die sich selbst immer wieder durch Kommentare, Verweise und fragmentarischen Schreibstil infrage stellt und den Zweifel selbst zum grundlegenden Ton des Buches macht. Die Texte und Text-Bilder sind als kollektive Polyphonie verschiedener Personen ins Buch eingegangen und sollen kein einheitliches Bild der Erinnerung vermitteln, als vielmehr mehrdimensionale Lesarten, Ab-bildungen, Konstellationen und Beobachtungen anbieten, indem sie durch dialogische Unschärfe auf brüchige Muster (Patterns) verweist. Die Frage nach Trash und Treasure kann in dieser Hinsicht als Leitmotiv der unklaren Beweisführung betrachtet werden. Projektion und Realität verschwimmen im Gewebe von Bildersammlungen, Anekdoten, Meinungen, Vermutungen und Gefühlen, die zu einem Mosaik des Memory in einer Auswahl von ~630 Bildern.
Dieses Motiv findet sich auch in der Videocollage, die als zusätzliches Kapitel des Buches angelegt ist. An das Thema und die Form der Publikation anknüpfend verdichtet das Video bearbeitete und gesampelte Found-Footage-Fragmente zur Musik- und Clubkultur Dresdens sowie zu sächsischem Dialekt und Aggression. Dabei tauchen immer wieder Versatzstücke aus einem Video mit dem Titel "Sondeln mit Metalldetektor" auf, welche – ganz dem Leitmotiv der gesamten Arbeit entsprechend – eine Suche ohne klares Ziel zeigen, bei welcher Relikte wie DDR Münzen und Patronenhülsen aus dem Zweiten Weltkrieg und der NVA, aber auch einfach nur Müll zutage gefördert werden.
english description:
After the heist of historical jewellery and art objects out of the Green Vault in Dresden, the case has been reported worldwide. The reports and narrations around spectacular incident quickly drifted into peculiar vocabulary, provoking projections and prejudices against the city of Dresden and its citizens.
The discrepancy between personal experience and conveyed attributions about Dresden do manifest the initial point of the project „I LOST MY GEMS“.
As a perspective zapping between back and forth between geographical distance and youth within the years of the 2000-10s, the project confronts dynamics of the inner-German history in relation to personal patterns of socialization to carve out dispositions of socio-political patterns of behavior induced by collective uncertainty: interference of adolescence with shadows a collapsed system…
Sampling in parallel to the investigations of the Soko Epaulette (special commision) the project seeks for treasures of memory and collects potential pieces of evidence of hidden symptoms of the past in the present. To decode the X-Factor of Dresden beyond the mediated area’s image through the mode of visual language.
Publication Preview
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SHIRTS AVAILABLE!
AVAILABLE SHIRTS:
please note: the shirts are made to order and may take up to 10 days to arrive
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exhibition preview: here
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Tagging:
Mythos, Nostalgie, Reality Check, Hauntology, (Post-)Memory, Identität, Distortion, Dialekt, Jugendkultur, Post-DDR, Ost-West-Debatte, Klasse, kollektives Gedächtnis, Generation Y, Digital Adopters, historiografische Metafiktion, Links-Rechts-Gut-Böse, Waybackmachine | NON-Sens, Visual Language, Hypertext, Poor Images, Subversion, Fern-Sehen, Appropriation, performative Fotografie, Domino, Sampling, NON-Design, Multi-Authorship, Crowdsourcing, Audio & Image Re-Cycling, deconstruction, throwback, inter-view
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